Bienensterben

Das Wort Bienensterben wird auf verschiedene Weise verwendet, als Schlagwort und als Fachausdruck.

Das Schlagwort Bienensterben steht in öffentlichen Debatten und Medien für die These, dass es weltweit einen starken Rückgang der Anzahl bzw. Dichte von Völkern der Westlichen Honigbiene (Apis mellifera) gebe, für den der Mensch durch globalisierte, industriell-technische Formen der Landnutzung (Monokulturen, Pestizide, Transport etc.) verantwortlich sei und der wegen ausbleibender Bestäubung durch Bienen fatale Folgen für die Lebensmittelproduktion habe. Diese Ansicht wird auch in bekannten Filmen wie Vanishing of the Bees (2009), Das Geheimnis des Bienensterbens (2010) und More than Honey (2012) vermittelt. Von Forschern wird die Honigbiene jedoch als Sonderfall gesehen, da sie kommerziell genutzt wird und daher stark vom Imker abhängig ist – es wird angenommen, dass sie nicht aussterben kann, solange es Imker gibt.[1]

Eine Analyse der Bestandsentwicklung global bewirtschafteter Bienenvölker kann die These eines so verursachten globalen Bienensterbens jedoch nicht stützen; vielmehr zeigen sich überregional und regional sehr unterschiedliche Befunde von Zu- und Abnahmen der Dichte von Bienenvölkern.[2] Zum Teil lassen sich diese Befunde mit sozial-ökonomischen Veränderungen erklären, die Bienenhaltung für die Imker attraktiv oder unattraktiv gemacht haben.[3] Verluste von Bienenvölkern konnten in einigen Fällen auf eindeutige Ursachen zurückgeführt werden, zum Beispiel neues Auftreten eingeschleppter Parasiten wie die Varroamilbe, oder, in zwei Fällen, nicht sachgerechter Einsatz von Neonicotinoiden als Saatgut-Beizmittel. In vielen anderen Fällen, insbesondere bei Fällen erhöhter Wintersterblichkeit, als Syndrom auch als colony collapse disorder, meist abgekürzt CCD, bezeichnet, konnten alleinige Ursachen bisher wissenschaftlich nicht belegt werden. Vielmehr besteht weiterer Forschungsbedarf hinsichtlich der Kombination mehrerer Faktoren.[4][5][6]

Als Fachbegriff bezieht sich Bienensterben auf Wildbienenarten, von denen mehr als 50 % der deutschen Arten auf der Roten Liste gefährdeter Arten stehen. Die Wildbienen werden im folgenden Artikel nicht betrachtet. Im weitesten Sinne wird der Begriff Bienensterben als Synonym und Schlagwort für das Insektensterben benutzt.[7][8][9]

  1. Honig im Kopf. In: zeit.de. 20. Mai 2018, abgerufen am 10. September 2019.
  2. Moritz, R. F. 2014: Die Ursachen des weltweiten Bienensterbens. In: Rundgespräche der Kommission für Ökologie 43: 87–94, hier 87.
  3. Moritz, R. F. 2014: Die Ursachen des weltweiten Bienensterbens. In: Rundgespräche der Kommission für Ökologie 43: 87–94, hier 88, 94.
  4. L. Insolia, R. Molinari, S.R. Rogers: Honey bee colony loss linked to parasites, pesticides and extreme weather across the United States. In: Sci Rep. 12. Jahrgang, 2022, S. 20787, doi:10.1038/s41598-022-24946-4 (englisch): “Overall, our results reveal the complexity of biotic and abiotic factors affecting managed honey bee colonies across the United States.”
  5. Kane, Terry Ryan; Faux, Cynthia M.: Honey Bee Medicine for the Veterinary Practitioner. First Edition Auflage. John Wiley & Sons, Inc., Hoboken, NJ 2021, ISBN 978-1-119-58337-0, Colony Collapse Disorder and Honey Bee Health (englisch, lehmanns.de [PDF; abgerufen am 7. Mai 2024]): “The threat to the honey bee is perhaps the best understood of the pollinator declines. Its causes are diverse: widespread use of agrochemicals, loss of plant and floral diversity, invasive species, migratory beekeeping practices, and monoculture pollen sources. Furthermore, the stresses created by these environmental stressors are intensified by the honey bee’s pests, parasites, and pathogens.”
  6. Peter Hristov, Rositsa Shumkova, Nadezhda Palova, Boyko Neov: Factors Associated with Honey Bee Colony Losses: A Mini-Review. In: Vet. Sci. 7. Jahrgang, Nr. 4, 2020, S. 166, doi:10.3390/vetsci7040166 (englisch): “The global picture highlights the ectoparasitic mite Varroa destructor as a major factor in colony loss. Increased monitoring and scientific research should throw new light on the factors involved in recent honey bee colony losses.”
  7. Das große Insektensterben – Gründe für das Sterben Umweltinstitut München abgerufen am 22. Mai 2019
  8. Bienensterben (Memento vom 16. Dezember 2017 im Internet Archive) Europäischer Tier- und Naturschutz e. V., abgerufen am 22. Mai 2019.
  9. Wildbienen: „Bienensterben“ auf Wildbienen.de, abgerufen am 22. Mai 2019.

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